Was lange währt…

von Matti Fischer

Erinnert ihr euch? Es gab mal eine Zeit, da spielten Fußballmannschaften vor zigtausend Zuschauern in großen Stadien gegeneinander. Und es gab eine Zeit, da kamen wir in unserem Gemeindesaal zusammen, um diese Spiele gemeinsam anzuschauen.

So war es auch 2018 bei der letzten Weltmeisterschaft in Russland. Nun, über das Abschneiden der deutschen Mannschaft müssen wir nicht mehr sprechen. Auch über der Stimmung in unserem Gemeindesaal beim letzten Spiel gegen Südkorea legen wir den Mantel des Schweigens.

Aber vor einigen Tagen beim Bastelkreis erinnerten wir uns an diesen Abend. Karin Sentzke erzählte davon, dass sie damals vor über zwei Jahren mit ihrem Mann Klaus im Gemeindesaal vorbeischaute. Sie machte auch bei dem Gewinnspiel des SV Germania mit, dem Fußballverein, mit dem zusammen wir das gemeiname Fußballschauen organisiert hatten. Man konnte vor Anpfiff des Spiels seinen Tipp abgeben. Auf dem Zettel war die Paarung vorgedruckt: Südkorea – Deutschland. Im Eifer des Gefechtes verwechselte Karin die Reihenfolge der Mannschaften und schrieb schnell noch 2:0 auf den Zettel. Dazu die Telefonnummer, falls sie tatsächlich gewinnen sollte.

Das Spiel nahm seinen Verlauf. Und da es nicht so richtig voranging, verließen Karin und Klaus am Ende der ersten Halbzeit den Saal. Deutschland verlor, verabschiedete sich aus dem Turnier, unser Gemeindesaal leerte sich schnell. Traurig fegten wir den Rest vom Fest zusammen. Da kam Tim vom FC Germania auf mich zu mit einem Zettel in der Hand und sagte: „Schau mal, hier hat jemand tatsächlich richtig getippt. Aber sie hat sich nach dem Spiel gar nicht merh gemeldet. Nimm du mal den Preis. Ich rufe sie morgen an.“

Über zwei Jahre später: Beim Bastelkreis kommen wir irgendwie auf das Thema Fußball. Und Karin erzählt davon, wie sie mal vor langen Jahren einen Anruf bekommen hätte und jemand hätte erzählt, dass sie bei einem Tippspiel den Hauptpreis gewonnen habe. Sie hatte als einzige richtig getippt. Karin konnte sich gar nicht mehr an den Preis erinnern und irgendwann hatte sie es auch ganz vergessen, sich noch drum zu kümmern.

Tja, wie gut war es da, dass in einem Pfarrhaus nichts fortkommt. Im Regal in meinem Arbeitszimmer hatte ich den Siegerschal sorgfältig abgelegt und konnte ihn der stolzen Gewinnerin nun endlich umhängen. Wer hätte gedacht, dass dieses für uns so traurige Spiel so ein glückliches Ende finden würde.

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