Dietrich Bonhoeffer. Als Christ und Pazifist im Widerstand.
Im November 1923 findet in der Nähe von Ulm ein Ausbildungslehrgang der „Schwarzen Reichswehr“ statt. Mit dabei ist ein junger Theologiestudent im ersten Semester: Dietrich Bonhoeffer. Spaß hat er nicht an diesem Quasi-Militärdienst, aber er zieht die Sache mit allem Ernst durch. Es gehört sich so!
Am Ende des Studiums wird er in seiner Dissertation schreiben: „Dort, wo Völker angerufen werden, da ist Wille Gottes zur Geschichte. … Wo ein Volk im Gewissen sich unter Gottes Willen beugend in den Krieg zieht, um seine Geschichte, seine Sendung in der Welt zu erfüllen, … da weiß es sich von Gott aufgerufen, da soll Geschichte werden, da ist Krieg nicht mehr Mord.“
Wie wird so jemand Pazifist?
Im November 1930 finden sich am Union Theological Seminary in New York drei Gaststudenten zusammen: ein Franzose, ein Schweitzer und ein Deutscher. Die Kluft des 1. Weltkrieges steht zwischen ihnen, die sozial engagierte Theologie, die am „Union“ gelehrt wird, bildet eine Brücke, über die sie sich begegnen können. Es ist die Theologie, aus der sich später der gewaltfreie Widerstand um Martin Luther King gegen die Rassentrennung entwickeln wird. Der Deutsche Dietrich Bonhoeffer nimmt sie tief in sich auf – so tief, dass der Plan in ihm entsteht, nach Indien zu Mahatma Gandhi zu reisen. Der schreibt freundlich zurück, er würde Bonhoeffer gerne bei sich aufnehmen, sofern er „nicht gerade im Ausland oder im Gefängnis sei“.
Im November 1938 findet Bonhoeffer im Psalm 74 Vers 8 die Worte „Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande“ – er notiert daneben: „9.11.38“, das Datum der Reichspogromnacht. Zu Gandhi war er nicht mehr gereist – die Organisation des kirchlichen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus war jetzt wichtiger. Er unterrichtet im Auftrag der Bekennenden Kirche angehende Pfarrer: Das Evangelium ist von seinem Wesen her gewaltlos – so prägt er ihnen ein.
Im November 1942 befindet sich Dietrich Bonhoeffer im Kreis einer Verschwörung, die ein Attentat auf Adolf Hitler vorbereitet. Auch jetzt noch vertritt er eine Theologie der Gewaltfreiheit und wird dafür von seinem Bischof als „Pazifist und Staatsfeind“ beschimpft. Angesichts der Verbrechen Hitlers und der Nationalsozialisten bedeutet Pazifismus aber, schuldig zu werden: mitschuldig an den Opfern. Seinen Gewissenskonflikt verarbeitet Bonhoeffer in seinem (Fragment gebliebenen) Buch „Ethik“ und später dann in seinen Briefen aus dem Gefängnis in Tegel.
Der Vortrag:
Wie wird Friede? Dietrich Bonhoeffer. Als Christ und Pazifist im Widerstand.
zeichnet das Ringen Bonhoeffers um einen verantwortlichen Pazifismus nach. Anstoß zu diesem Vortrag war die Frage eines Gemeindegliedes, ob angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein Pazifismus heute noch vertretbar sei. Wir werden darüber reden.
Der Vortrag ist ab Februar 2023 für Finnisch-Deutsche Vereine und die Gemeindegruppen im Land zu buchen.
Anfragen bitte an hans-christian.beutel@evl.fi.