Sommerkonzertreihe in der Deutschen Kirche
Auch diesen Sommer laden wir wieder zu Konzerten in der Deutschen Kirche ein: In zweiwöchentlichem Rhythmus, meist donnerstags um 18.00 Uhr spielen in vier Konzerten Musiker des finnischen Barockorchesters Perlen der alten Musik, und im Orgelkonzerte am 28.7. spielt Gastorganist Markus Nitt aus Wilhelmshafen. Willkommen zu einer genussvollen Stunde Musik, nach getaner Arbeit oder als Auftakt in einen gemütlichen Abend.
Do 16.6.2022 um 18 Uhr
Eine Herzensangelegenheit
Weltliche und geistliche Liebeslieder
Caccini – Campra – Castello – Chéron – Grandi – Kapsberger – Vivaldi
Anna-Maaria Oramo, Sopranistin
FiBO-Spieler:
Pauliina Fred, traverso
Dora Asterstad, Geige
Tatu Ahola, Cello
Olli Hyyrynen, Erzlaute
Anna Orasmaa, Orgel
Das Programm beschreibt die Liebe in ihren spirituellen und weltlichen Formen. Schon im Frühbarock war es üblich, dass Liedtexte die Zuneigung zu religiösen Figuren mit der gleichen Intensität zum Ausdruck brachten wie in weltlichen Liedern der gleichen Zeit. Durch die Musik wurden menschliche Emotionen auf vielen Ebenen ausgedrückt, Emotionen, mit denen sich der moderne Mensch leicht identifizieren kann. In der ersten Hälfte des Konzerts werden Ausdrucksformen spiritueller Liebe aus dem Frankreich und Italien des 17. Jahrhunderts zu hören sein, umrahmt von Instrumentalmusik derselben Zeit. Wie verändern sich die Ausdrucksmittel, oder verändern sie sich?
In der Motette O quam speciosa von Alessandro Grand wird die Jungfrau Maria als eine geliebte, süße Rose dargestellt. Die Hohelied- und Psalmtexte des Alten Testaments inspirierten auch viele Komponisten des siebzehnten Jahrhunderts sich mit dem Thema der Anbetung auseinanderzusetzen. Der Text von Tarquinio Merulas Nigra sum ist dem alttestamentarischen Hohelied entnommen, aber es ist auch ein Loblied auf die byzantinische und weithin verehrte Schwarze Madonna des Mittelmeerraums. Der Franzose André Campra schrieb ebenfalls großartige Motetten; Domine, dominus noster preist die Herrlichkeit Gottes.
In der zweiten Hälfte des Konzerts wird das Thema Liebe aus einer säkularen Perspektive beleuchtet. In der italienischen Vokalmusik des Barock wurde die Liebe in den verschiedenen Epochen aus vielen verschiedenen Blickwinkeln behandelt. Giulio Caccinis Monodien Dovrò dunque morire, Udite amanti und Dolcissimo sospiro aus dem 17. Jahrhundert heben die Gefühle von Liebe und Sehnsucht hervor. In seiner Kantate All’ombra di sospetto aus dem 17. Jahrhundert analysiert Antonio Vivaldi das Dilemma von Liebesbeziehungen und Verrat.
Dauer: 1h 30 min (inkl. Pause)
Eintrittskarten: 20 Euro an der Abendkasse oder über fibo.fi
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Mi 29.6.2022 um 18 Uhr
Meister des Barock
Musik aus Italien und Deutschland
Vivaldi – J. S. Bach – Händel
Kajsa Dahlbäck, Sopranistin
Hanna Haapamäki, Blockflöte und Traversflöte
Finnisches Barockorchester
Einer der berühmtesten Namen des italienischen Barocks ist Antonio Vivaldi, ein venezianischer Geiger und Komponist, dessen Musik sich zu seinen Lebzeiten wie ein Lauffeuer in Europa verbreitete. Selbst Komponisten, die nie italienischen Boden betreten haben, wie Johann Sebastian Bach, ließen sich von Vivaldis Konzerten inspirieren.
Unzählige Komponisten aus Nordeuropa gingen nach Italien, um dort zu arbeiten und zu studieren, darunter auch Bachs Zeitgenosse Georg Friedrich Händel. Die Jahre in Rom und in den italienischen Musikzentren haben die Musik des deutschen Komponisten unauslöschlich geprägt, und später in London hat Händel eine glänzende Karriere als Meister der italienischen Oper gemacht. Die Kantate Armida abbandonata (Verlassene Armida) in diesem Konzert stammt aus Händels römischer Zeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Einige Jahrzehnte später wurde das gleiche Werk bei einem von Johann Sebastian Bach organisierten Konzert im Salon des Café Zimmermann in Leipzig aufgeführt.
Dauer: 1 Stunde (ohne Pause)
Eintrittskarten: 20 Euro an der Abendkasse oder über fibo.fi
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Do 14.7.2022 um 18 Uhr
Zeitgenossen aus verschiedenen Welten
J. S. Bach – Zelenka
FiBO-Spieler:
Piia Maunula, Oboe
Katariina Malmberg, Oboe
Jani Sunnarborg, Fagott
Anna-Maaria Oramo, Cembalo
Johann Sebastian Bach (1685-1750) muss nicht vorgestellt werden, aber Jan Dismas Zelenka (1679-1745), der ursprünglich aus Böhmen stammte, ist vielen weniger bekannt.
Während Bachs Werke während seiner langen Karriere als Komponist meist im traditionellen Stil der Epoche gehalten waren, waren Zelenkas Kompositionen untypisch für ihre Zeit, sogar experimentell und modern. Zelenka komponierte viel Orchester- und Vokalmusik, aber auch eine Reihe von sechs äußerst virtuosen Triosonaten. Mit Ausnahme einer Sonate für Violine und Oboe sind die Sonaten für zwei Oboen, Fagott und Continuo geschrieben, und zwei von ihnen werden in diesem Konzert gespielt, die Nummern 4 und 5. Zwischen den Sonaten steht die Englische Suite für Cembalo von Bach auf dem Programm.
Bach und Zelenka, der in Dresden Kontrabass spielte, kannten sich, und Bach erklärte sogar, ein großer Bewunderer von Zelenkas Werken zu sein. Die beiden Männer respektierten sich also gegenseitig, aber als Persönlichkeiten waren sie wohl recht unterschiedlich. Es wird erzählt, dass der Bassist Jan Dismas Zelenka manchmal von der Tournee des Orchesters ausgeschlossen wurde, weil man befürchtete, dass er nicht mit dem Orchester nach Dresden zurückkehren und auf eigenen Touren bleiben würde. In Bachs Fall hätte dieses Risiko kaum bestanden.
Dauer: 1 Stunde (ohne Pause)
Eintrittskarten: 20 Euro an der Abendkasse oder über fibo.fi
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Donnerstag 28.7. 18.00
Fantasie und Variation – Orgelkonzert
Markus Nitt, Orgel
Werke von Bach, Bonnet, Neuhoff und Dupré.
Programm 10 Euro
Markus Nitt ist Stadtkantor in Wilhelmshaven und Kantor der Banter Kirche. Als Dirigent und Organist konzertiert er und arbeitet zusammen mit namhaften Orchestern und bekannten Musikern (Gottfried von der Goltz, Swantje Hoffmann, Benoit Laurent, Juris Teichmanis, Friedemann Immer, Henriette Scheytt, Torsten Johann, Max Ciolek). Konzertreisen führten ihn nach Dänemark, Estland, Frankreich, Italien, Ungarn, Schweden, Norwegen, Japan und die USA. In der Deutschen Kirche werden wir ihn mit einem barocken und romantischen Programm hören: Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, Joseph Bonnet, Ludwig Neuhoff und Marcel Dupré.
Der Eintritt ist frei, das Programm kostet 10 Euro.
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Do 11.8.2022 um 18 Uhr
Im böhmischen Stil
Werke von außerhalb des Kanons
Waṅhal – Reicha – Gyrowetz
FiBO-Spieler:
Asko Heiskanen, Klarinette
Jaakko Luoma, Fagott
Jussi Seppänen, Cello
Jerry Jantunen, Fortepiano
Böhmen in der heutigen Tschechischen Republik wurde während der klassischen Epoche das Europäische Konservatorium genannt. Wie die italienischen Musiker und Komponisten im Barock, eroberten die böhmischen Kollegen während der Klassik die Höfe, Theater und Salons Europas. Komponisten wie Benda, Stamitz, Myslivežek, Waṅhal, Dušek, Koželuh, Gyrowetz und vor allem Reicha – als Lehrer und Professor einer ganzen Generation französischer Komponisten am Pariser Konservatorium – haben durch die revitalisierende Arbeit der Alte-Musik-Bewegung allmählich ihren früheren Stellenwert zurückgewonnen.
Die Komponisten dieses Konzerts verbindet nicht nur ihre Herkunft, sondern auch Wien und die Meister, die sie dort beeinflusst haben. Das Verhältnis zu Mozart, Haydn, Beethoven und Schubert war keineswegs von einseitiger Bewunderung geprägt, vielmehr traten die Wiener als Verfechter ihrer Musik und gleichberechtigte Künstler gegenüber ihren böhmischen Kollegen auf. Vanhal, der mit Mozart, Haydn und Dittersdorf Streichquartette spielt, Reicha, der mit Beethoven mitten in der Komposition der Eroica über die Kunst der Fuge sinniert, Gyrowetz und Schubert, die bei Beethovens Beerdigung den Sarg tragen – hinter dem offiziellen Kanon der klassischen Musik verbirgt sich ein höchst abwechslungsreiches Leben.
Dauer: 1h 15 min (inkl. Pause)
Eintrittskarten: 20 Euro an der Abendkasse oder über fibo.fi