Eine Frau ‚von unschätzbarem Wert‘

von DEiF

Karin Sentzke engagiert sich seit mehr als 50 Jahren in der deutschsprachigen evange­lischen Gemeinde Finnlands. Dafür erhielt sie nun das Bundesverdienstkreuz.

,,Seit über 50 Jahren er­füllen Sie die Deutsche Gemeinde mit Leben“, sagte Stephan Auer, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Helsinki. ,,Regierun­gen kommen und gehen“, so Auer, ,,aber zwischenmenschliche Bezie­hungen bleiben“. Karin Sentzke habe Freundschaften geschaffen und Leben geprägt. Damit würdigte er sie beim Empfang zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.

Bild zum Artikel 'Von unschätzbarem Wert' von Sabine Meißner; publiziert am 24.11.2024 in 'die Kirche', Berlin–Brandenburg

Sie lebt seit fast 60 Jahren in Finnland und fand als 22–Jährige den Weg zur Deutschen Gemeinde in der Hauptstadt Finnlands. Zuvor hatte sie im Diakonieverein im Waldkrankenhaus Berlin–Spandau gearbeitet, dann ein Haushaltsjahr in der Evangelischen Akademie am Kleinen Wannsee absolviert und das Staatsexamen als Kranken­schwester im Martin–Luther­–Krankenhaus erfolgreich abgelegt. Für ein halbes Jahr wollte sie sich außerhalb West–Berlins umsehen und nahm eine Stelle als Kinder­mädchen in Helsinki an, nicht ahnend, dass sie in der Deutschen Gemeinde des nordischen Landes ihre neue Heimat finden würde. Die Kirchengemeinde suchte ehren­amtliche Mitarbeitende — für die evangelische Christin eine willkom­mene Gelegenheit, sich zu melden. Man vertraute ihr die Kindergottes­dienstgruppe an, für die sie von da an über 20 Jahre lang offiziell die Ansprech– und Betreuungsperson war und in der Realität wie eine Mutter für die jungen Menschen sorgte. über mehrere Wahlperio­den wirkte Karin Sentzke aktiv im Kirchenrat mit und wurde bei den Kirchenbevollmächtigten als Ordi­narin gewählt.

Brückenbauerin zwischen Generationen

Sie half überall dort, wo ihr Einsatz gewünscht oder notwendig war, so wie jährlich beim Adventsbasar der Gemeinde oder als Verbindungs­frau zur deutschen Partnergemein­de in Ratzeburg. Zwei Jahrzehnte organisierte und betreute sie zum Beispiel den Jugendaustausch zwi­schen den beiden Gemeinden. Sie habe „damit Kontakte geschaffen, die für uns alle von unschätzbarem Wert sind“, sagte Botschafter Stphan Auer. Karin Sentze war unter anderem für die Essensver­sorgung und Erste Hilfe zuständig und auch dann und wann Tränen zu trocknen. ,,Von den Jugendlichen ist viel Dankbarkeit zurück geflos­sen“, erinnert sie sich. Dabei hatte sie mittlerweile selbst eine Familie, einen Mann und Kinder, die sich am Gemeindeleben beteiligten.

Alles unter einem Hut

Es scheint, als ob ihr das Kunststück gelungen ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Sie vertrat die Gemeindeschwester, wenn nötig. Als die eigenen Kinder klein waren, half sie als Krankenschwester im Kinderheim oder bei den Senioren. Den Menschen in der Gemeinde, die keine eigene Familie haben, bietet sie seit einigen Jahren am 24. Dezember nach der Christ­vesper ein Weihnachtsessen im Gemeindehaus an. Ein Blick in die aktuellen Gemeindebriefe der Deutschen Gemeinde in Finnland offenbart ihr aktives Wirken.

Regelmäßig taucht der Name Sentzke auf, auch der ihres Sohnes, der durch das Beispiel der Eltern seine berufliche Heimat in der Gemeinde fand. Mutter Karin ist selbst im 81. Lebensjahr als Initiato­rin und Verantwortliche mehrerer Gruppen aktiv. So organisiert sie unter anderem Ausflüge der Frau­engruppe und kümmert sich als Besuchsdienst um die nicht mehr so mobilen Gemeindeglieder. Im Vorbereitungsteam des Welt­gebetstages ist sie Teil des Lekto­rendienstes. Monatlich bereichert sie die Frauentreffs und organisiert Vorträge interessanter Referenten.

Den Faden des Botschafters auf­nehmend, ließe sich fortsetzen: Pfarrer kommen und gehen, aber das Leben in der Gemeinde geht beständig weiter. Wie gut, dass es dabei Menschen wie Karin Sentzke gibt.

Karin Sentzke

Veröffentlichung des Artikels ‚Von unschätzbarem Wert‘ mit freundlicher Genehmigung von Sabine Meißner; publiziert am 24. November 2024 in der Berlin–Brandenburger Zeitung ‚die Kirche‚.

Artikel 'Von unschätzbarem Wert' von Sabine Meißner; publiziert am 24.11.2024 in 'die Kirche', Berlin–Brandenburg
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