Lieder aus dem Exil — Eine musikalisch wie inhaltlich tief bewegende Reise

von DEiF

Die deutsch–finnische Künstlerin Annika Fuhrmann bringt in ihrer eindrucksvollen Soloaufführung Lieder von Hanns Eisler und Paul Dessau nach Texten von Bertolt Brecht auf die Bühne. Diese Werke entstanden zwischen 1933 und 1948 während des Exils der Künstler und thematisieren mit scharfer, oft erschütternder Klarheit den Aufstieg des Nationalsozialismus, Krieg, Flucht und die existenzielle Erfahrung der Vertreibung.

Die Aufführung folgt den Spuren Bertolt Brechts ins Exil: von Berlin über Dänemark nach Finnland, weiter in die Vereinigten Staaten und schließlich zurück in die DDR der Nachkriegszeit. In den Zwischentexten beleuchtet Annika Fuhrmann, warum die Nationalsozialisten in der Weimarer Republik lange als eine belächelte Randerscheinung galten — eine Fehleinschätzung mit fatalen Folgen. Sie zieht Parallelen zur Gegenwart, in der rechtsextreme Parteien in Europa wieder erstarken und salonfähig werden.

Recital–Abend mit Annika Fuhrmann am 13. März 2025 um 19 Uhr in Helsinki

Besonders beleuchtet wird auch Finnlands Rolle im Zweiten Weltkrieg als Verbündeter Nazi–Deutschlands. Die Aufführung hinterfragt das lange vorherrschende Narrativ, Finnland habe lediglich aus Notwendigkeit an der Seite Deutschlands gegen die Sowjetunion gekämpft und sei ansonsten unbeteiligt an den Verbrechen des Nationalsozialismus geblieben.

Musikalisch wird der Abend von einem historischen Reiseharmonium aus den 1930er–Jahren begleitet. Dieses Instrument, das sich kompakt zusammenklappen und als Koffer transportieren lässt, steht symbolisch für Flucht und Migration. Mit seinem warmen, minimalistischen Klang passt es perfekt zur Atmosphäre der Lieder.

Nach der etwa 60–minütigen Aufführung gibt es gute Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch.


Donnerstag, 13. März um 19 Uhr im Gemeindesaal, Unioninkatu 1 in Helsinki. Der Eintritt ist frei. Spenden sind herzlich willkommen und gehen von diesem Abend an die Aktion ‚Gemeinsame Verantwortung‘ (Yhteisvastuu 2025).

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